
Heute gibt’s mal wieder etwas aus der Kategorie „Wissen, das die Welt eigentlich nicht braucht, das aber trotzdem unbedingt verbreitet werden muß“! ;) Ich habe vorgestern mal wieder den wunderbaren Film „Der Name der Rose“ geguckt. Bei einer Szene wunderte ich mich ein wenig, daß die Erzählerstimme des alten Adson von Melk plötzlich anders und viel zu jung klang, aber ich tat das zunächst als Einbildung ab. Doch in einer späteren Szene geschah dann das Unverzeihliche: Sean Connerys liebliche deutsche Captain-Kirk-Synchronstimme wich für kurze Zeit einer anderen, von der manche sagen, sie klinge wie aus einem alten, billigen Porno – zu Recht.
Wie konnte so etwas bloß passieren? Ich habe die Szene doch noch genau im Ohr, wie sie von meiner geliebten Gert-Günther-Hoffmann-Stimme gesprochen wird. Daran war nichts auszusetzen, inhaltlich war sie gleich, es war kein Fehler im Text. Wieso wurde also hier nachsynchronisiert?
Man kann nur mutmaßen, aber es trug sich wahrscheinlich ungefähr so zu: Im Jahre 1986 wurde der Film fürs deutsche Kino zunächst ganz normal und vollständig mit den „alten“, gewohnten Stimmen synchronisiert. Etwas später kam der Film im Fernsehen auf ZDF, und weil er für das Abendprogramm wohl ein bißchen zu lang war, wurden ein paar eher unwichtige Szenen rausgeschnitten. So weit, so gut. Nun aber beschloß die Firma Warner, im Jahre 2004 eine DVD-Version des Films zu veröffentlichen. Und aus irgendeinem Grund war es ihnen anscheinend nicht möglich, für diese DVD die ungekürzte deutsche Kino-Tonspur aufzutreiben. Stattdessen nahmen sie die Tonspur der gekürzten ZDF-Fernsehfassung und ließen die Stellen, deren Synchronisation aufgrund der geschnittenen Szenen fehlte, mal eben schnell vom Azubi aus der Personalabteilung neu einsprechen. (Ok, den Azubi habe ich mir ausgedacht, aber der Rest stimmt schon. ;) )
Ich habe die beiden Szenen mal zum Vergleich zusammengeschnitten. Zuerst kommt jeweils die originale Synchronisation, danach die billige von Warner. Ich weiß nicht, ob es in dem kurzen Ausschnitt so gut rüberkommt, aber wenn man sich den ganzen Film ansieht und bereits über eine Stunde lang in dieses Epos eingetaucht ist, dann macht der plötzliche Stimmenwandel echt viel kaputt. (Abgesehen davon fällt beim zweiten Ubertino plötzlich ein „Netz“ vom Himmel anstatt ein Stern, und William beneidet Ubertinos „Seite“. Sprachlich ist die Übersetzung also genau so ein Mist wie klanglich.)
Also, wenn Ihr Euch den Film besorgen bzw. mal wieder ansehen wollt, achtet für einen ungetrübten Filmgenuß unbedingt darauf, daß es nicht die normale oder die Special Edition von Warner ist, sondern beispielsweise die neuere DVD oder Blu-ray Disc von Kinowelt aus dem Jahre 2010. (Von dem Trailer, den man sich dazu auf Amazon ansehen kann, darf man sich allerdings nicht verunsichern lassen – dort wurden nämlich schon wieder andere Stimmen eingesetzt! Im Film selbst ist das aber nicht der Fall.)
P.S.: Witzig, was mir der Google-Übersetzer beim Übersetzen dieses Posts vorgeschlagen hat.