Ausflug nach Amsterdam


Mein Freund und ich haben heute eine Tagestour nach Amsterdam gemacht. Von Burscheid aus sind das nur etwa 260 km, und wie erwartet haben wir für die Strecke jeweils ungefähr 2 1/2 Stunden gebraucht. Genauer geplant hatten wir den Ausflug nicht – wir wußten nur, daß wir unbedingt „Madame Tussaud’s“ besuchen und Frikandel speciaal essen wollten. Wir notierten uns noch einige Sehenswürdigkeiten, über die wir im Internet gelesen hatten, dann machten wir uns auf den Weg.

Wir fuhren mit dem Auto direkt bis in die Stadt hinein, wo ich ziemlich hilflos durch die engen Einbahnstraßen entlang der Grachten irrte und feststellte, daß es auf Amsterdams Straßen irgendwie anarchistisch zugeht. Ortsansässige drängelten und hupten sich ungeduldig hinter mir her, und Fußgänger sowie zahllose Radfahrer kreuzten, ohne sich auch nur umzublicken, vor mir die Straße – wobei sie jedoch nicht die geringste Sorge um ihr Wohlergehen zu haben schienen. Der Höhepunkt war eine Kreuzung, an der sich nicht nur zwei, sondern drei Straßen kreuzten. Dazu kam noch eine Straßenbahnlinie, und zu allem Überfluß entbehrte die Straße jeglicher Markierung. Als ich dann auch noch merkte, daß es aus meiner Richtung kommend nicht einmal eine Ampel gab, war ich vollends fassungslos. Unter wildem Gehupe faßte ich mir schließlich ein Herz und schaffte es tatsächlich wohlbehalten auf die andere Seite. Ich kam mir ein bißchen vor wie bei Frogger.

Irgendwann gelang es uns, relativ zentral zu parken. Das war zwar ein wenig teuer, doch damit hatte ich gerechnet – das ist ja im Zentrum der meisten Großstädte nicht anders. Wir schlenderten an der Heineken-Brauerei vorbei zum Albert-Cuyp-Markt, der sich montags bis samstags mit seinen ca. 300 Ständen über die Albert-Cuyp-Straat hinzieht. Später entdeckten wir noch weitere kleine Märkte, spazierten über etliche Grachten, sahen den Königspalast, das Viertel „Jordaan“, wo es eine Menge schöner alter Gebäude gibt, ein paar leichtbekleidete Damen in den Fenstern des Rotlichtviertels, den erstaunlich hübschen Hauptbahnhof und natürlich „Madame Tussaud’s“. Der Eintrittspreis – 20 € – ist meiner Meinung nach ziemlich übertrieben. Die Figuren sehen zwar wirklich toll und lebensecht aus, aber eine Riesensensation ist es nun auch wieder nicht, einmal kurz durch fünf oder sechs mit Puppen gefüllte Räume zu schlendern. Man bekommt auch keine Führung oder sonstigen Service, der den Preis rechtfertigen würde. Ich habe nicht einmal Fotos gemacht, weil man sich jede einzelne Figur sowieso in der Liste der Figuren auf der „Madame-Tussaud’s“-Homepage ansehen kann. Was nützt schon ein weiteres Foto, wenn es nichts Neues zeigt?

Maarten 't Hart: Das Wüten der ganzen Welt

Ich war vor einigen Jahren schon einmal an einem warmen, sonnigen Märztag in Amsterdam gewesen. In meiner Erinnerung duftete die Luft nach Sommer, das Wasser in den Grachten glitzerte wie flüssiges Silber, und auf den Straßen, die mit Menschen aller Nationen angefüllt waren, herrschte ein reges, aber entspanntes Treiben. Wenn ich mich an die Stadt zurückerinnerte, hatte ich immer auch gleich das Umschlagbild von Maarten ’t HartsDas Wüten der ganzen Welt“ vor Augen, das so perfekt die verträumte Amsterdamer Idylle in meinem Kopf widerspiegelte. (Leider weiß ich nicht, von wem das Bild ist oder wie es heißt. Wenn mir jemand mit dieser Information weiterhelfen kann, ist er sehr willkommen.)

Dieses Parkhaus für Fahrräder in der Nähe des Hauptbahnhofs erschien mir als das einzig Fotografierenswerte auf unserem Ausflug.

Wie man vielleicht ahnt, will ich darauf hinaus, daß mein Eindruck diesmal leider ein ganz anderer war. Ich weiß nicht, ob es einfach nur am grauen, kalten Wetter lag – zwischendurch fror ich wirklich bis ins Mark – oder an den Menschen, die genau wie in anderen Großstädten auch hektisch, gestresst, anonym und mit sich selbst beschäftigt wirkten. Die Straßen waren trist, das Wasser kalt, die Boote abgedeckt. Vermeintlich tröstende Schwaden von Haschischrauch waberten aus jedem zweiten Geschäft, und über allem hing eine kalte, untergehende Sonne. Auf unsere Frikandeln verzichteten wir schließlich aufgrund mangelnden Angebots und zunehmender Kälte und fuhren stattdessen lieber nach Hause. Es war zwar ein netter, interessanter Tag, aber irgendwie war mein Gefühl so, wie wenn man aus dem Kino kommt und der Film, den man gesehen hat, nur mittelklassig war.


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